Medienstunde - Ausgabe A2BCDE

9 Mittwoch, 26. Januar 2022 Nichts für Schreibtischhocker VON RAUKE XENIA BORNEFELD NIDEGGEN Die schlammverkrusteten Gummistiefel unterm Fenster geben ein eindeutiges Bild: Wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Biologischen Station Kreis Düren absoviert, ist definitiv kein Schreibtischhocker. Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings haben imAugust angefangen und waren schon viel draußen unterwegs. ImSommer haben sie für das Projekt Eifelsaatgut regionale Blumensamen gesammelt, getrocknet, bestimmt und sortiert. Im Herbst kamen ein Teil der Samen dann wieder in die Erde – als Blühstreifen amAckerrand. Die Gummistiefel lassen grüßen. Die Obstbaum- und Insektenkartierungen haben sie ebenfalls unterstützt und auch einenBaumschneidekurs absolviert. „Das Beste kommt noch, wenn die Steinkäuze kartiert werden – die süßesten Eulen derWelt“, meint Conny Zimmermann, die in der Biologischen Station für dieVerwaltung und damit auch für die Betreuung der FÖJler zuständig ist. Wenn die FÖJler auch einiges am Computer zu erledigen haben, dominiert bei der Aufgabenliste die körperliche Arbeit im Freien: Rupfaktionen bei eingewanderten Arten wie dem Jakobskreuzkraut, Suche von Feuersalamandern in eiskalten, nassenWinternächten, Feuchtwiesenmähen, Krötenzäune aufstellen, Apfelsaft pressen mit Schulklassen, Kindergeburtstagen und anderen Gruppen, Kletterhaken entfernen und noch viel mehr. „Der Kopf wird freier, wenn man mehr tut als denken. In der Schule sitzt man nur. Schlafen kann ich jetzt richtig gut“, berichtet Paula Deuter, die eigentlich schon ein einjähriges Praktikum in einer Tierarztpraxis begonnen hatte, als die Zusage von der Biologischen Station kam. „Ich habe das Praktikum erst einmal verschoben, weil ich das FÖJ unbedingt machen wollte. Der ökologische Aspekt hat mich sehr gereizt.“ Etwas für die Natur, die Umwelt, dieWelt tun – das sind oft die Motivationsgründe für eine Bewerbung auf ein FÖJ. Seit das Bewusstsein für die Klimakrise besonders bei jungen Menschen enorm gestiegen ist, ist auch die Nachfrage nach einem FÖJ in der Biologischen Station in Nideggen gewachsen. „Hier sehen die jungen Leute direkt, was ein Einsatz für die Natur bewirkt“, wundert das Conny Zimmermann kein bisschen. Trotzdem ist das FÖJ im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) vergleichsweise unbekannt, obwohl es bereits seit 1993 existiert. „Dabei nehmen die jungen Leute hier sehr viel mehr mit als neuesWissen über Bäume, Blumen und Insekten“, sagt Conny Zimmermann. „In der körperlichen Arbeit können sie zu sich kommen und entwickeln plötzlich ganz neue Ideen für ihre Zukunft.“ Das persönliche Coaching in den Seminaren und dieMöglichkeit, Berufspraktika einzuschieben, helfe ebenfalls bei der Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem würde die Biologische Station ohne die FÖJler hier nicht viel schaffen, sie seien enormwichtig für ihre Arbeit. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und öffnet Kapazitäten für eigene Projektideen. „Ich sage ihnen zuBeginn immer: Ihr sollt hier leben lernen. Und das tun sie“, so Conny Zimmermann. Wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, ist viel draußen unterwegs. Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings helfen seit August in der Biologischen Station Kreis Düren. Viel frische Luft: Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings (von rechts) absolvieren gerade ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Biologischen Station in Nideggen. FOTOS: BIOLOGISCHE STATION KREIS DÜREN/ALEXANDRA SCHIEWELING Durch die Arbeit der Biologischen Station Düren hat sich die Steinkauzpopulation im Einzugsgebiet der Station zur größten in Deutschland entwickelt. Die FÖJler sind maßgeblich daran beteiligt. „Der Kopf wird freier, wennmanmehr tut als denken. In der Schule sitzt man nur. Schlafen kann ich jetzt richtig gut.“ Paula Deuter, FÖJlerin „Hier sehen die jungen Leute direkt, was ein Einsatz für die Natur bewirkt.“ Conny Zimmermann, Verwaltung Biologische Station Kreis Düren

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk4MTUx