Medienstunde - Ausgabe A2BCDE

7 Mittwoch, 26. Januar 2022 Immer amOrt des Geschehens VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHEN „Recherche ist äußerst wichtig, ohne geht es nicht.“ Das sagt Sonja Essers in der neuen Ausgabe derMedienstunde-Videos. Darin erklären Redakteurinnen und Redakteure des Medienhauses, wie das eigentlich so geht: Zeitung machen. Über das, was vor der Haustür der Leute passiert, berichten nur selten Tagesschau und heute journal. Auch die Nachrichtenagenturen dpa bis AFP vermelden kaumdie Probleme, die eine Baustelle auf einer Hauptverkehrsstraße in Heinsberg oder rasende Motorradfahrer in der Eifel verursachen. DieVersorgungmit Kita-Plätzen in der Stadt Düren ist für sie ebenso uninteressant wie ein umstrittenes Baugebiet in Eschweiler.Weil dieseNachrichten aus dem Westen eben nicht für alle Bewohner der Bundesrepublik wichtig sind. Für alle, die hier wohnen, sind solche Infos aber sehr wertvoll. Und deshalb haben die Lokalteile innerhalb von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten einen hohen Stellenwert. In ihnen finden die Leserinnen und Leser – egal ob im Print- oder Online-Angebot – Nachrichten aus Aachen, Düren, Geilenkirchen, Jülich, Heinsberg, Stolberg, Eschweiler, aus dem Nordkreis und der Eifel. Sichten, bewerten, aufbereiten Sonja Essers ist Lokalredakteurin im Medienhaus Aachen. Im Video beschreibt sie, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Während die Kolleginnen und Kollegen in der Mantelredaktion vor allemNachrichten vonNachrichtenagenturen sichten, bewerten und aufbereiten, weil sie schwerlich schnell selbst nachschauen können, welche Probleme der Vulkanausbruch auf der Insel La Palma bereitet oder ob sich die Anhänger des amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump gerade neu formieren, kann sie genau das tun: an den Ort des Geschehens gehen. Oft geplant, mal auch ganz spontan, je nachdem, was gerade passiert. „Spielt das Wetter verrückt, gehen wir raus und schauen nach“, gibt sie ein Beispiel. Also: Sind Bäume umgestürzt, gibt es wegen anhaltender DürreWaldbrandgefahr, tritt ein Fluss wegen anhaltender Regenfälle über das Ufer? Im Film ist Sonja Essers auf einer Baustelle zu sehen – zur Sicherheit natürlich mit einem Helm auf dem Kopf. Und man sieht sie am Telefon, denn viele Informationen werden„rantelefoniert“. ImInternet recherchiert sie natürlich auch. „Aber wenn man rausgehen kann, ist das immer besonders spannend“, sagt die Lokaljournalistin. Wer es aufregend findet, unter das Dach des Aachener Domes zu krabbeln, um sich vomDombaumeister die Schäden durch gefräßige Käferlarven anzuschauen, oder wer interessiert daran ist, dieUmsetzung des Aachener Radentscheids als Radler oder Radlerin selbst zu überprüfen, könnte sich jedenfalls in ihrem Beruf wohlfühlen. „Gern mit Menschen sprechen und neugierig sein – das sollte man mitbringen“, sagt Sonja Essers, wenn sie ihren Beruf umschreibt. Natürlich sind ihre Ausflüge kein Selbstzweck: Sie dienen der Recherche. „Und die ist die wichtige Vorarbeit, bevor man überhaupt einen Artikel schreiben kann“, meint Sonja Essers weiter. Und dafür braucht man neben Informationen von Experten und Statements von Kommunalpolitikern, die man auch schon mal telefonisch einholen kann, manchmal auch einen persönlichen Eindruck. Fragen über Fragen Wie groß sind die Schäden ein halbes Jahr nach der großen Flutkatastrophe noch? Haben die Kinder in der sanierten Schule genug Platz, wie die Stadt sagt?Wie fühlt sich eigentlich ein Kranfahrer, der hoch über der Stadt Stahlträger von rechts nach links transportiert und dabei millimetergenau arbeiten muss? Das sind nur drei Beispiele für Situationen, die Lokaljournalistinnen und -journalisten am liebsten selbst in Augenschein nehmen und so Informationen aus erster Hand sammeln. Erst nach der Recherche beginnt derTeil des Schreibens, verbunden mit der Bildauswahl und der Aufbereitung des Artikels für den Online-Auftritt und die Printausgabe von AZ und AN. Vor der eigenen Haustür Der Lohn ist – neben vielen spannenden Einblicken in das Leben vor der eigenenHaustür: „Amnächsten Tag kannman die Zeitung aufschlagen und sieht das Ergebnis seiner Arbeit vor sich. Darüber reden die Leute. Und vielleicht kann man sogar etwas bewegen“, erklärt Sonja Essers lächelnd. Mindestens erreichen sie und die vielen anderen Redakteure und Redakteurinnen aus den Lokalredaktionen, dass sich jeder gut informieren kann über das Geschehen vor der eigenen Nase. Warum nutzt eine Zeitung für die lokale Berichterstattung eigentlich keine Agenturen? Wie sieht der Alltag eines Journalisten aus? Wir erklären das in einem neuen Video. Recherchieren Multimedial aufbereiten Informieren Für dieMedienstundehaben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Medienhauses Aachen sechs Erklär-Videos aufgenommen, um Schülerinnen und Schülern den journalistischen Alltag zu erklären. Wie arbeitet eine Nachrichtenredaktion? Wie sieht es in der Druckerei aus? In den Videos geht es um die Onlineredaktion, das Videoteam, den Newsroom, den Umgang mit Fake News, den Zeitungsdruck und – als jüngsten Zuwachs – den Lokaljournalismus. Zu finden sind die Videos unter schule.az-an.de. Sechs Videos aus demMedienhaus UNGEWOHNTE EINBLICKE

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