Medienstunde - Ausgabe A2BCDE

4 Mittwoch, 26. Januar 2022 Ein bisschen die Welt retten VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHEN Sie wollen die Welt retten – ein bisschen zumindest. Zehn bis 15 Schülerinnen und Schüler der 4. Aachener Gesamtschule haben zusammen mit Lehrerin Heike Luckhard 2015 dasWeltretter-Team gegründet, auch „Ayudamos“ (Spanisch: wir helfen) genannt. Seitdem treffen sie sich, besprechen und organisieren Aktionen in und um ihre Schule. „Das ist wichtig für die Zukunft. Und es macht Spaß“, erklärt der 15-jährigeMarc, warumer sich Zeit für Ayudamos nimmt. Dochwie rettetman als Kind oder Jugendlicher die Welt? In kleinen Schritten, die tatsächlich Veränderungen schaffen. Und mit ganz viel Geduld und Frustrationstoleranz. Als erstes hat das Team die Müllsituation in der eigenen Schule unter die Lupe genommen. Streng genommen die Mülleimer-Situation. „Wir sollen undwollenMüll trennen, die Stadt gibt uns aber nur Mülleimer ohne Trennfunktion“, sagt Vanessa (18), die seit diesem Schuljahr eine andere Schule besucht, aber dem Weltretter-Team treu geblieben ist. Trotzdem wollten sie das Bewusstsein ihrerMitschülerinnen undMitschüler für Umweltbewusstsein allgemein schärfen. Sie schafften selbst Mülleimer mit Trennfunktion an und lobten einen Wettbewerb für die Klassen aus. „100 Euro bekam die Klasse, die am wenigsten Müll produzierte, den vorhandenen Müll am besten trennte, sich gut um Energieeffizienz und auch um Sauberkeit in ihrem Klassenraum kümmerte. Das haben wir in den Pausen dann immer kontrolliert“, erzählt Fabio (15). Um das Erreichte durch Mülleimer mit Trennfunktion in der ganzen Schule zu verstetigen, sprachen sie sogar beimdamaligen Oberbürgermeister Marcel Philipp vor. „Er hat versprochen, sich zu kümmern, aber leider sind bis heute keine neuen Mülleimer in der Schule angekommen“, sagt Fabio. Aufgeben wird das Team deshalb nicht. „Wir gehen nochmal zur neuenOberbürgermeisterin“, schlägt die elfjährige Sara, die noch neu im Team ist, vor und erntet einhelliges Nicken ihrerMitstreiterinnen undMitstreiter. Die 4. Aachener Gesamtschule hat sich verpflichtet, die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in ihr Schulleben zu integrieren. „Wir tun das nicht in einer jährlichen Projektwoche, sondern das durchzieht unsere ganze Schule, jeden Tag“, erklärt Schulleiterin Michaela Winz. „Das, was Ayudamos macht, ist deshalb sehr wertvoll für uns.“ Doch: Fürs Weltretten braucht man eindeutig einen langen Atem. „Aber Einfluss nehmen und anderen die eigenen Werte vermitteln, macht Spaß“, erklärt sich Heike Luckhard das starke Engagement der Jungen und Mädchen. Die nutzen dafür hauptsächlich ihre Pausen, planen – statt Fußball zu spielen oder zu quatschen – die nächsten Aktionen. Das kann als Partner der Kinderhilfsorganisation terre des hommes ein Aktionstag als Straßenkind sein oder eine groß angelegte Fotoaktion als Statement gegen Rassismus und Diskriminierung. Möglichst viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer haben sie jüngst – wieder in ihren Pausen – überzeugt, ihr Gesicht zu zeigen gegen Ausgrenzung und für ein gutes Miteinander. Die entstandenen Fotos hängen jetzt in der Eingangshalle des Schulneubaus. Eine beeindruckend lange Reihe. „Das Thema Rassismus treibt mich schon sehr um, ich bin immer wieder damit konfrontiert“, meint Sara. Auch in der Schule. „Durch die Fotoaktion ist vielen aber klarer geworden, was Rassismus auslöst. Der Ton hat sich verändert.“ Gerade nach gelungenen Aktionen ist die Motivation natürlich besonders hoch, aber aus dem Erfolg allein generiert sie sichnicht. „Es ist unsere Zukunft. Wir müssen sie selbst in die Hand nehmen und nicht darauf warten, dass Politiker oder andere Erwachsene die richtigen Entscheidungen treffen“, meint Marc. „Partizipation eben.“ Schülerinnen und Schüler der 4. Aachener Gesamtschule haben es sich zum Ziel gesetzt, in kleinen Schritten Veränderungen herbeizuführen. Los geht es bei der Mülltrennung. Die Weltretter: Marc (l.), Fabio (r.), Vanessa (2.v.r.) und Sara (nicht im Bild) stecken viel Zeit und Herzblut in die nachhaltige Gestaltung von Zukunft. Betreut werden sie von Lehrerin Heike Luckhard (2.v.l.). FOTO: RAUKE BORNEFELD „Wir sollen undwollen Müll trennen, die Stadt gibt uns aber nur Mülleimer ohne Trennfunktion.“ Vanessa (18) „Wir tun das nicht in einer jährlichen Projektwoche, sondern das durchzieht unsere ganze Schule, jeden Tag.“ SchulleiterinMichaelaWinz

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