Medienstunde - Ausgabe A2BCDE

5 Mittwoch, 26. Januar 2022 Und was kommt nach der Schule? VON RAUKE XENIA BORNEFELD JÜLICH Der Q1-Leistungskurs Biologie der Gesamtschule Niederzier-Merzenich trägt Laborkittel, Schutzbrille und Latex-Handschuhe. Die Schülerinnen und Schüler isolieren aus einer bräunlichen Suppe in kleinen Reaktionsgefäßen Plasmide. Sie entnehmen und fügen Flüssigkeit zu, sie lassen kräftig von Zentrifugen schleudern, siemachen die kleinen gentragenden Bakterienbausteine in einem Gel-Polster sichtbar. Mehrere Stunden sind sie damit beschäftigt – nicht in einem Fachraum ihrer Schule, sondern im Schülerlabor des Forschungszentrums Jülich, dem JuLab. Schauen sie hier vielleicht auch in ihre eigene Zukunft? Einmal selbst experimentieren Manche oder mancher von ihnen vielleicht sogar in die ganz persönliche. Anika könnte sich später eine Labortätigkeit durchaus vorstellen, wenn es mit dem angestrebtenMedizinstudiumnicht klappt. Jeanette findet es „sehr interessant, die Experimente selbst zu machen“. Sie möchte gern Chemie studieren, kann sich aber auch eine Karriere als Chemielaborantin vorstellen. Sabrina interessiert sich für den in Deutschland bislang noch seltenen Beruf der Arztassistentin. „Deshalb habe ich den Bio-Leistungskurs gewählt“, sagt sie. Natürlich sind nicht alle Schülerinnen und Schüler, die heute im JuLab der DNA und ihrer Doppelhelix nachspüren, beruflich bereits so orientiert. Spaß haben sie aber trotzdeman diesemExperimentiertag. „Hier können wir mal selbst experimentieren. Das passiert in der Schule leider nicht oft“, erklärt die Schülerin Monique. Ihre Lehrerin, Vanessa Demirezen-Back, kann das nur bestätigen: „Hier können sie Dinge ausprobieren, die in der Schule nicht möglich sind – allein schon aus Zeitgründen. Es erweitert unser aktuelles Thema.“ Dafür sind sie an diesemTag vonmorgens bis nachmittags amForschungszentrum Jülich. Mit den Experimentiertagen für Schulklassen und Kursen wendet sich das Schülerlabor an Jungen und Mädchen von der vierten bis zur 13. Klasse. „Die Themen ergeben sich aus unseren Forschungsbereichen im Forschungszentrum“, erläutert Ina Keutmann, die das Schülerlabor in Jülich leitet. Es gibt also Themen aus den Bereichen Bioökonomie, Hirnforschung, Energie, Information und Klimaforschung – alles didaktisch aufbereitet und altersgerecht konzipiert. Grundschüler untersuchen beispielsweise den Boden und experimentieren mit Strom, die Mittelstufe macht eine Laborrallye oder kommt demNutzen und denGefahren der Radioaktivität auf die Spur. DieOberstufe erforscht dieTechnologie der Brennstoffzelle oder übt sich zum Beispiel im Simulationsrechnen. NatürlichmöchtedasForschungszentrum damit wissenschaftlichen Nachwuchs gewinnen. Durch einen eindrucksvollen Tag im JuLab fällt Schülerinnen und Schülern die Entscheidung für ein Studium in einemder sogenanntenMINT-Fächer möglicherweise leichter. „Im Idealfall begeistern wir, mindestens erreichen wir eine grundsätzliche Offenheit für Naturwissenschaften und Technik“, sagt Ina Keutmann. DurchKontaktemitWissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen eröffneten sich zudem Wege, von deren Existenz Kinder und Jugendliche gar nichts ahnen. „Wer weiß schon, was man studierenmuss, um später in der Hirnforschung zu arbeiten?Medizin haben hier jedenfalls die wenigsten studiert“, nennt die Leiterin des Schülerlabors ein Beispiel. Nicht nur richtig oder falsch Wissenschaft verstehen – auch daran ist dem JuLab in seiner Vermittlung gelegen. Und damit sind nicht gerade teils kompliziert beschriebene Erkenntnisse in einzelnen Forschungsdisziplinen gemeint. „In der Coronakrise haben wir das medial breiter wahrgenommen: Es gibt nicht nur richtig und falsch, verschiedenewissenschaftliche Ansätze und Antworten können richtig sein. Und wissenschaftliche Aussagen können sich verändern, wenn neue Erkenntnisse gewonnen wurden“, so Ina Keutmann. Es geht den JuLab-Leuten aber auch noch um etwas anderes: „Unsere Forschung hat gesellschaftliche Relevanz. Das wollen wir zeigen“, begründet Laborleiterin Ina Keutmann das Engagement des Forschungszentrums als außerschulischer Lernort. Und das gilt nicht nur für die Klima- und Energieforschung, die durchKlimakrise und Strukturwandel seit einiger Zeit in aller Munde ist. Zukunft, persönliche oder gesellschaftliche, hat viele Facetten. Im JuLab nehmen sie greifbare Formen an. Mit Experimentiertagen und Kursen speziell für Klasse vier bis 13 will das Forschungszentrum Jülich junge Menschen für Naturwissenschaften begeistern. Wir haben einmal vorbeigeschaut. Im Labor muss man genau arbeiten – auch das lernen Schülerinnen und Schüler im JuLab, wie auf dem oberen Foto Ceren (l.) und Jil von der Gesamtschule Niederzier-Merzenich. Laborleiter René Nork (Bild unten, r.) und Marcel Weckbecker (2.v.r.) haben immer einen guten Tipp parat. FOTOS: RAUKE BORNEFELD

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