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Ausgabe 35 / August 2024 3 Vorsorge: Es geht auch ohne Erbschein Ein Erbschein ist ein Legitimationspapier. Er ist ein Zeugnis, das dokumentiert, wer Erbe des Verstorbenen ist und wie groß der Erbteil ist. Grundlage hierfür ist die gesetzliche Erbfolge, sofern kein Testament vorliegt. Liegt eines vor, dann gilt die im Testament genannte Erbfolge. Genau definiert ist der Erbschein im Bürgerlichen Gesetzbuch, § 2353 BGB. Das Dokument wird vom Nachlassgericht auf Antrag der Erben ausgestellt. Mit dem Antrag auf einen Erbschein wird ein Erbscheinverfahren eingeleitet. Sofern nicht klar ist, wer Erbe ist, klärt das Nachlassgericht in dem Verfahren, wer die Erben sind. Sind Sie Alleinerbin oder Alleinerbe, gibt es einen Erbschein für Alleinerben – gibt es mehrere Erben, also eine Erbengemeinschaft, gibt es in der Regel einen gemeinschaftlichen Erbschein. Ein Erbschein gibt Ihnen dann als Erbin oder Erbe die Möglichkeit, über den Nachlass zu verfügen, da Sie Rechtsnachfolger des Verstorbenen sind. Tipp: Wenn Sie eine Erbschaft antreten, erkennen Sie als Erbe das Erbe an – mit allen Verpflichtungen. Dazu gehört auch die Übernahme von Schulden des Erblassers. Deshalb überlegen Sie genau, ob Sie das Erbe annehmen wollen, bevor Sie den Antrag beim Nachlassgericht stellen. Wann benötige ich einen Erbschein? Erbschein bei Behörden und Banken In der Regel benötigen Sie einen Erbschein dann, wenn Sie nachweisen müssen, dass Sie rechtmäßige Erbin oder rechtmäßiger Erbe sind und wenn es kein anderes Dokument gibt, das dies zweifelsfrei belegt. Als Erbe ausweisen müssen Sie sich, wenn Sie als Rechtsnachfolger des oder der Verstorbenen agieren wollen. Das kann erforderlich sein gegenüber Banken, Behörden, Vertragspartnern wie Versicherungen oder Telekommunikationsun- ternehmen und vor allem beim Erbe einer Immobilie, das eine Grundbuchänderung nach sich zieht. Ein Beispiel aus dem praktischen Leben: Ihr Vater ist verstorben und Sie wollen seinen Mietvertrag und seine Versicherungsverträge kündigen und auf sein Bankkonto zugreifen, um die Bestattung zu bezahlen. In diesen Fällen müssen Sie sich in der Regel als Erbin oder Erbe ausweisen. Das können Sie mit einem Erbschein machen. Erbschein beim Grundbuchamt Am wichtigsten ist der Erbschein, wenn Sie eine Immobilie erben. Dabei geht es um große Vermögenswerte. Sie müssen zweifelsfrei belegen, dass Sie Erbe sind und dass eine Immobilie oder auch ein Grundstück auf Ihren Namen umgeschrieben werden darf. Tipp: In allen genannten Fällen können möglicherweise alternative Dokumente den Erbschein ersetzen. Mehr dazu lesen Sie weiter unten. Was ist ein Erbschein?

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