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Ausgabe 46 / November 2024 13 Geldanlage ` Wenn Sie das angelegte Geld nicht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt benötigen. Sie sollten so flexibel sein, dass Sie mit dem Verkauf Ihrer gesammelten Fondsanteile auch notfalls ein paar Jahre warten können, falls ausgerechnet in der Phase, in der Sie verkaufen wollen, die Kurse gerade stark heruntergegangen sind. ` Sie sollten sich nicht von vorübergehenden Verlusten irritieren lassen. Wenn Sie an der Börse langfristig über Fonds investieren, sollten Sie auch dann ruhig schlafen können, wenn die Kurse Ihrer Fondsanlagen zwischenzeitlich einmal um 20 oder 30 Prozent gesunken sind. ` Wenn Sie mit Ihren Erben über Ihre Anlagen geredet haben und diese damit im Falle Ihres Ablebens sinnvoll umgehen können (und zum Beispiel nicht alles panisch verkaufen, wenn das Depot gerade in den roten Zahlen ist). Solche Pantoffel-Portfolios haben sich in der Vergangenheit glänzend bewährt, wie die jüngsten Berechnungen von Stiftung Warentest zeigen. Die durchschnittliche jährliche Rendite der hier vorgestellten ausgewogenen Variante bewegte sich in den vergangenen zehn Jahren auf mehr als sechs Prozent. Bei der offensiveren Variante, bei der sich der Aktienanteil auf 75 Prozent beläuft, liegt die durchschnittliche Rendite in dem ZehnJahres-Zeitraum sogar bei mehr als neun Prozent. Unterstellt ist dabei aber immer, dass das Gesamtportfolio durch den Verkauf der übergewichteten Anlageprodukte und Nachkauf der untergewichteten Produkte ausbalanciert wird, sobald eines der Bestandteile um mehr als zehn Prozentpunkte von seinem Ausgangspunkt beziehungsweise der damals gewählten Gewichtung abweicht. Beispiel: Beim ausgewogenen Portfolio wird umgeschichtet, sobald der Sicherheitsbaustein oder der Renditebaustein auf mehr als 60 Prozent steigt oder unter 40 Prozent fällt. Für Verbraucherschützer Merten Larisch ist dieses Rebalancing „der Schlüssel für den Renditeerfolg“. Rebalancing helfe auch dabei, „dass die eigenen Gefühle außen vorbleiben und ich je nach Nachrichtenlage den Aktienanteil erhöhe oder verringere“. Das führe immer zu Einbußen bei der Rendite. „Das Gefühl“, sagt Larisch, „ist der größte Feind der Geldanlage.“ Eine Beispielrechnung für Anlegende, die 100.000 Euro zur Verfügung haben (Ergebnisse immer vor Steuerabzug): + Eine Single-Frau, 47, ohne Kinder, erbt das Geld. Sie verdient sehr gut, lebt in einer Eigentumswohnung, die bereits abbezahlt ist, und will das Geld bis zur Rente mit 67 Jahren anlegen. 10.000 Euro steckt sie auf ein Tagesgeldkonto mit überdurchschnittlich hohen Bestandszinsen. Ab und zu hebt sie von dem Konto Geld ab, im Durchschnitt bleiben auf dem Konto aber die 10.000 Euro. Bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 2,0 Prozent und Wiederanlage der jährlichen Zinserträge sind daraus nach 20 Jahren rund 14.860 Euro geworden. + Weitere 40.000 Euro legt sie in Festgeld an, in Tranchen von je 10.000 Euro für 1, 3, 5 und 10 Jahre. Wird das Geld fällig, legt sie es sofort wieder an, aber so, dass sie alles mit 67 zur Verfügung hat. Dann will sie das Geld in Auszahlpläne stecken und für große Reisen ausgeben. Bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 2,5 Prozent und Wiederanlage der Erträge sind daraus nach 20 Jahren mit Zins- und Zinseszins rund 65.545 Euro geworden. + Die restlichen 50 000 Euro kann sie nun in einen ETF stecken, der dem MSCI World folgt, dem Standardindex für Privatanleger. Dieser Index deckt einen Großteil der globalen Börsenwelt ab, da er der Kursentwicklung von gut 1.400 Aktien aus 23 Industrieländern folgt. In dem Aktienindex stecken Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen – von A wie Amazon bis V wie Volkswagen. Oder sie wählt einen marktbreiteren ETF, der die Kursentwicklung des MSCI All Country World abbildet. Man könnte zu ihm auch sagen, das ist der „Wahre-Welt-Index“ mit knapp 2.700 Aktien. Er enthält neben den Titeln aus den 23 Industrieländern auch Aktien aus 24 Schwellenländern, wie zum Beispiel China oder Indien. Legt die Anlegerin Wert auf nachhaltigere Produkte, kann sie zum Beispiel auf den MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped setzen. Die für nachhaltige Fonds häufig verwendete Buchstabenkombination SRI steht für Socially Responsible Investment, also „sozialverantwortliche Anlage“. In diesem Index sind von den 1.400 Unternehmen im Mutter-Index nur etwa 400 übrig geblieben. Alle anderen Aktien sind ausgesiebt, weil die Unternehmen nicht nachhaltig genug arbeiten oder die

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