Medienstunde - Ausgabe A2BCDE

26.01.2022 Sonderveröffentlichung – Ausgabe A2, B, C, D, E Das Medienprojekt von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten Düren Sparkasse Wir danken unseren Partnern für ihre Unterstützung: Ein Angebot aus dem Experimente für die Zukunft Besuch im Forschungszentrum Jülich Seite 5

2 Mittwoch, 26. Januar 2022 Jetzt anmelden für das nächste Schulhalbjahr! Auch imzweiten Schulhalbjahr geht die Medienstunde weiter: Zwei Projektzeiträume stehen zur Auswahl. Über jeweils vier Wochen erhalten die Klassenmontags bis freitags unsere Zeitung in gedruckter und digitaler Form. Begleitendes Unterrichtsmaterial hilft bei der Gestaltung der Medienstunde, die sowohl als Präsenzunterricht und auch als Unterricht zu Hause umgesetzt werden kann. Wenn es Corona zulässt, bieten wir auch denBesuch eines Journalisten in der Schule an. Die Termine: 14. März bis 8. April 2022 9. Mai bis 3. Juni 2022 Infos: www.medienstunde.de Herr Thelen, in unserer Beilage zur Medienstunde beschäftigen wir uns ja mit dem Thema „Meine Zukunft“. Hat der Journalismus eigentlich eine Zukunft? ThomasThelen:Und ob! Guter Journalismus ist kein Auslaufmodell. Es wird ihn auch künftig geben, weil sich unsere Gesellschaft einen Verzicht auf Journalismus gar nicht leisten kann. Es muss eine Instanz geben, die die Dinge und dieHandlungsträger in Verantwortung kritisch betrachtet, das muss auch in Zukunft gewährleistet sein. Mir ist bewusst, dass das nicht jedem gefällt, vor allem nicht jenen, mit denen wir uns kritisch befassen. Und: Nicht jede oder jeder, der sich auf Facebook zu Themen äußert, ist eine gute Journalistin oder ein guter Journalist. Journalisten haben ihren Beruf erlernt. Wir werden immer gute Journalisten brauchen. Wie hat sich der Journalismus verändert? Thelen: Der Journalismus hat sich vom Grundprinzip nicht sonderlich verändert. Die große Veränderung besteht darin, dass er aufgrund der technischen Entwicklung heutzutage deutlichmehrMöglichkeiten hat, seine Stärken auszuspielen. Zur klassischen Form der Berichterstattung in den gedruckten Tageszeitungen sind das E-Paper, die Online-Ausgaben und die Sozialen Medien hinzugekommen. Es gibt deutlich mehr Kanäle, auf denen wir unsere Inhalte ausspielen können, als früher. Auch die Schnelligkeit hat deutlich zugenommen. Wir müssen Sorge tragen, dass dieses Mehr an Möglichkeiten und die Beschleunigung nicht zu einerVerminderung der Qualität unserer Arbeit führen. Die Pressefreiheit steht sogar im Grundgesetz.Was hat das für einen Sinn? Thelen: Pressefreiheit, genauer die äußere Pressefreiheit, so ist es im Grundgesetz festgeschrieben, ist das Recht von Einrichtungen des Rundfunks, der Presse und anderer Medien auf ungehinderte Ausübung ihrer Tätigkeit, vor allem auf die staatlich unzensierte Veröffentlichung von Nachrichten und Meinungen. Die Pressefreiheit garantiert in einer Demokratie, dass die politischen Verantwortlichen, die Machthaberinnen und Machthaber, wenn man so will, nicht nach eigenem Gutdünken schalten und walten können. In einer Demokratie übernimmt die freie Presse eine wichtige Kontrollfunktion. In Diktaturen ist dieses System nicht vorgesehen.Wer dieMachthaberinnen und Machthaber dort zu kritisch hinterfragt, wird das sehr schnell zu spüren bekommen. Oft genug und imwahrsten Sinne ameigenen Leib. Was muss ich mitbringen, um als Redakteur an einer Tageszeitung mitwirken zu können? Thelen: Man muss ein natürliches Interesse an den Zusammenhängen der Welt, in der wir leben, mitbringen. Man muss sich verantwortlich fühlen für den Zustand dieserWelt, dafür, dieseWelt zu einembesseren Ort zu machen. Journalisten sind nicht mehr die großen Welterklärer. Sie sind vielmehr diejenigen, die sich daran beteiligen, die Welt zukunftsfähig zu machen. Ganz praktisch: Ein abgeschlossenes Studium, einVerständnis für Zahlen und Daten, sprachliches Talent, wobei hier gesprochene und geschriebene Sprache gemeint ist. Ach ja: Enthusiasmus kann nicht schaden. Ein Beruf, für denman brennt, weil man spürt, dass man etwas bewirken kann, ist die halbe Miete im Leben. Mehr als bloße Welterklärer Hat der Journalismus eine Zukunft? Was brauche ich für diesen Beruf? Und wie wichtig ist die Pressefreiheit für eine Demokratie? Einblicke von Chefredakteur Thomas Thelen. INTERVIEW Thomas Thelen Chefredakteur von „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“

3 Mittwoch, 26. Januar 2022 Wo die Arbeit nicht nur Theorie ist VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHEN Jamal und Majid streifen sich ihre grünen Arbeitskittel mit der Aufschrift„Tuwas GmbH“ über. Die beiden 17-Jährigen sehen jetzt nichtmehr wie Schüler aus, eher wie sehr junge Hausmeister. Sie sitzen auch gerade nicht im Unterricht in ihrer Schule, der Gesamthauptschule Aretzstraße in Aachen. Sie tragen stattdessen Streusalzsäcke und später noch Arbeitstische einer Grundschule in einen Transporter. Die Tu was GmbH ist eine Schülerfirma – allerdings ist hier das Arbeiten und Wirtschaften für Schülerinnen und Schüler nicht theoretisch. Sie arbeiten tatsächlich, erfüllen echte Aufträge und verdienen echtes Geld. Hilfe für die Zukunftsplanung „In der Tu was GmbH zeigt sich, was ein Schüler oder eine Schülerin kann. Manche laufen unverhofft zur Höchstformauf, andere erleben, was Arbeit bedeutet, wozu sie realistisch in der Lage sind undwas ihnen noch fehlt“, erklärt Lothar Grodde. Er ist Lehrer, aber viel freigestellt für die Belange der Tu was GmbH, die vom Jugendhilfeverein „Jugendliche powern ohne Gewalt e.V.“ getragenwird und eng an denGanztag der Hauptschule Aretzstraße angebunden ist. Grodde organisiert an der Schule die Arbeitskräfte, koordiniert die Aufträge, analysiert mit den Jugendlichen die Arbeitsergebnisse und berät sie in ihrer Zukunftsplanung. Jamal undMajid tasten sich noch an die Herausforderungen des Arbeitslebens heran. Wie lassen sich die Tische möglichst platzsparend und rutschsicher im Transporter verstauen?Wie sprichtmanmit dem Hausmeister der Grundschule, der den Transport-Auftrag erteilt hat? Undwiemit demeigenen Chef, Anleiter Erich Sander?Wie schnell und gründlichmussman eigentlich sein, um den zahlenden Kunden zufrieden zu stellen? „Man muss freundlich sein, darf nichtmüde oder langsam arbeiten, sondern motiviert“, weiß Jamal. Bisher hatten die beiden Jungs wenigVorstellung vomArbeiten, durch dieTuwas GmbH fühlen sie sich besser vorbereitet aufs Arbeitsleben. „Jetzt haben wir weniger Sorge.“ Pünktlichkeit trainieren Hauptschüler sind bei Ausbildungsbetrieben oft nicht die erste Wahl. Und sie haben auch nicht immer realistische Vorstellungen, welche Palette von Berufen ihnen tatsächlich mit ihrem Schulabschluss offen steht. In der Schülerfirma können sie erste Erfahrungen mit dem Arbeitslebenmachen, sich Berufsorientierung holen, Fähigkeiten wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit trainieren. „Das hier ist keine Spielwiese. Es ist wirklich und fühlt sich auch so an“, erläutert Grodde den Lerneffekt, den jeder Schüler und jede Schülerin imEinsatz derTuwas GmbH mitnimmt. Das verschafft ihnen einen Vorteil bei der späteren Ausbildungssuche. Die Aufträge kommen aus städtischen Einrichtungen und der privatenWirtschaft. Manchmal vergibt auch eine Privatperson einen Reinigungs- oder Renovierungsauftrag im eigenen Haushalt, braucht Umzugshelfer oder Bedienungen für eine Feier. Monatlich muss ein Anzeigenblatt inAachener Geschäften zur Auslage verteilt werden. „Solche Aufträge müssen vernünftig erledigt werden. Da schickenwir auch nicht jeden hin – das wissen die Jugendlichen“, so Grodde. Die Aussicht auf Bezahlung steigert die Motivation, sich anzustrengen – da ticken die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Aretzstraße nicht anders als Erwachsene. Schnippeln in der Küche Manchmal ist es aber auch die Lust am händischen Tun. Laura und Suzan schnippeln in der Küche der Schulmensa Tomaten, Paprika und Eisbergsalat. Serhat rührt im sprudelnd kochenden Wasser, damit die Spaghetti nicht zusammen kleben. Die Zehntklässler wurden vom Unterricht befreit, damit sie die Schulköchin, von allen nur liebevoll Frau Käthe genannt, beim Zubereiten des Mittagsmenüs unterstützen. „Das hier macht einfach mehr Spaß als Unterricht“, finden die beiden Mädchen. Nur aber wenn ihre schulischen Leistungen stimmen, können sie Kugelschreiber gegen Gemüsemesser, Taschenrechner gegen Suppenkelle tauschen. Helfen sie in ihren Pausen, können sie sich auch hier etwas dazu verdienen. „Schüler kochen für Schüler“ heißt das Projekt, das ebensowie die Tuwas GmbHdie Schülerinnen und Schüler auf die berufliche Zukunft vorbereiten soll. Nicht, weil sie alle Koch oder Köchin werden wollen. „Sie fügen sich ins Team ein, lernen den Ablauf und übernehmen Verantwortung“, erklärt Köchin Käthe Führer-Japs den pädagogischenAnsatz. Damit arbeiten sie schon jetzt an ihrer Zukunft. In der „Tu was GmbH“ der Gesamthauptschule Aretzstraße in Aachen lernen Schülerinnen und Schüler ganz praktisch das Berufsleben kennen – und verdienen sogar Geld dabei. Suzan (li.) und Laura schnippeln in der Schulküche Salat und übernehmen damit Verantwortung für das Mittagessen ihrer Mitschüler. FOTO: RAUKE BORNEFELD Majid (l.) und Jamal nehmen in der „Tu was GmbH“ den ersten Kontakt mit dem Arbeitsleben auf. FOTO: LOTHAR GRODDE „Das hier ist keine Spielwiese. Es ist wirklich und fühlt sich auch so an.“ Lehrer Lothar Grodde

4 Mittwoch, 26. Januar 2022 Ein bisschen die Welt retten VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHEN Sie wollen die Welt retten – ein bisschen zumindest. Zehn bis 15 Schülerinnen und Schüler der 4. Aachener Gesamtschule haben zusammen mit Lehrerin Heike Luckhard 2015 dasWeltretter-Team gegründet, auch „Ayudamos“ (Spanisch: wir helfen) genannt. Seitdem treffen sie sich, besprechen und organisieren Aktionen in und um ihre Schule. „Das ist wichtig für die Zukunft. Und es macht Spaß“, erklärt der 15-jährigeMarc, warumer sich Zeit für Ayudamos nimmt. Dochwie rettetman als Kind oder Jugendlicher die Welt? In kleinen Schritten, die tatsächlich Veränderungen schaffen. Und mit ganz viel Geduld und Frustrationstoleranz. Als erstes hat das Team die Müllsituation in der eigenen Schule unter die Lupe genommen. Streng genommen die Mülleimer-Situation. „Wir sollen undwollenMüll trennen, die Stadt gibt uns aber nur Mülleimer ohne Trennfunktion“, sagt Vanessa (18), die seit diesem Schuljahr eine andere Schule besucht, aber dem Weltretter-Team treu geblieben ist. Trotzdem wollten sie das Bewusstsein ihrerMitschülerinnen undMitschüler für Umweltbewusstsein allgemein schärfen. Sie schafften selbst Mülleimer mit Trennfunktion an und lobten einen Wettbewerb für die Klassen aus. „100 Euro bekam die Klasse, die am wenigsten Müll produzierte, den vorhandenen Müll am besten trennte, sich gut um Energieeffizienz und auch um Sauberkeit in ihrem Klassenraum kümmerte. Das haben wir in den Pausen dann immer kontrolliert“, erzählt Fabio (15). Um das Erreichte durch Mülleimer mit Trennfunktion in der ganzen Schule zu verstetigen, sprachen sie sogar beimdamaligen Oberbürgermeister Marcel Philipp vor. „Er hat versprochen, sich zu kümmern, aber leider sind bis heute keine neuen Mülleimer in der Schule angekommen“, sagt Fabio. Aufgeben wird das Team deshalb nicht. „Wir gehen nochmal zur neuenOberbürgermeisterin“, schlägt die elfjährige Sara, die noch neu im Team ist, vor und erntet einhelliges Nicken ihrerMitstreiterinnen undMitstreiter. Die 4. Aachener Gesamtschule hat sich verpflichtet, die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in ihr Schulleben zu integrieren. „Wir tun das nicht in einer jährlichen Projektwoche, sondern das durchzieht unsere ganze Schule, jeden Tag“, erklärt Schulleiterin Michaela Winz. „Das, was Ayudamos macht, ist deshalb sehr wertvoll für uns.“ Doch: Fürs Weltretten braucht man eindeutig einen langen Atem. „Aber Einfluss nehmen und anderen die eigenen Werte vermitteln, macht Spaß“, erklärt sich Heike Luckhard das starke Engagement der Jungen und Mädchen. Die nutzen dafür hauptsächlich ihre Pausen, planen – statt Fußball zu spielen oder zu quatschen – die nächsten Aktionen. Das kann als Partner der Kinderhilfsorganisation terre des hommes ein Aktionstag als Straßenkind sein oder eine groß angelegte Fotoaktion als Statement gegen Rassismus und Diskriminierung. Möglichst viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer haben sie jüngst – wieder in ihren Pausen – überzeugt, ihr Gesicht zu zeigen gegen Ausgrenzung und für ein gutes Miteinander. Die entstandenen Fotos hängen jetzt in der Eingangshalle des Schulneubaus. Eine beeindruckend lange Reihe. „Das Thema Rassismus treibt mich schon sehr um, ich bin immer wieder damit konfrontiert“, meint Sara. Auch in der Schule. „Durch die Fotoaktion ist vielen aber klarer geworden, was Rassismus auslöst. Der Ton hat sich verändert.“ Gerade nach gelungenen Aktionen ist die Motivation natürlich besonders hoch, aber aus dem Erfolg allein generiert sie sichnicht. „Es ist unsere Zukunft. Wir müssen sie selbst in die Hand nehmen und nicht darauf warten, dass Politiker oder andere Erwachsene die richtigen Entscheidungen treffen“, meint Marc. „Partizipation eben.“ Schülerinnen und Schüler der 4. Aachener Gesamtschule haben es sich zum Ziel gesetzt, in kleinen Schritten Veränderungen herbeizuführen. Los geht es bei der Mülltrennung. Die Weltretter: Marc (l.), Fabio (r.), Vanessa (2.v.r.) und Sara (nicht im Bild) stecken viel Zeit und Herzblut in die nachhaltige Gestaltung von Zukunft. Betreut werden sie von Lehrerin Heike Luckhard (2.v.l.). FOTO: RAUKE BORNEFELD „Wir sollen undwollen Müll trennen, die Stadt gibt uns aber nur Mülleimer ohne Trennfunktion.“ Vanessa (18) „Wir tun das nicht in einer jährlichen Projektwoche, sondern das durchzieht unsere ganze Schule, jeden Tag.“ SchulleiterinMichaelaWinz

5 Mittwoch, 26. Januar 2022 Und was kommt nach der Schule? VON RAUKE XENIA BORNEFELD JÜLICH Der Q1-Leistungskurs Biologie der Gesamtschule Niederzier-Merzenich trägt Laborkittel, Schutzbrille und Latex-Handschuhe. Die Schülerinnen und Schüler isolieren aus einer bräunlichen Suppe in kleinen Reaktionsgefäßen Plasmide. Sie entnehmen und fügen Flüssigkeit zu, sie lassen kräftig von Zentrifugen schleudern, siemachen die kleinen gentragenden Bakterienbausteine in einem Gel-Polster sichtbar. Mehrere Stunden sind sie damit beschäftigt – nicht in einem Fachraum ihrer Schule, sondern im Schülerlabor des Forschungszentrums Jülich, dem JuLab. Schauen sie hier vielleicht auch in ihre eigene Zukunft? Einmal selbst experimentieren Manche oder mancher von ihnen vielleicht sogar in die ganz persönliche. Anika könnte sich später eine Labortätigkeit durchaus vorstellen, wenn es mit dem angestrebtenMedizinstudiumnicht klappt. Jeanette findet es „sehr interessant, die Experimente selbst zu machen“. Sie möchte gern Chemie studieren, kann sich aber auch eine Karriere als Chemielaborantin vorstellen. Sabrina interessiert sich für den in Deutschland bislang noch seltenen Beruf der Arztassistentin. „Deshalb habe ich den Bio-Leistungskurs gewählt“, sagt sie. Natürlich sind nicht alle Schülerinnen und Schüler, die heute im JuLab der DNA und ihrer Doppelhelix nachspüren, beruflich bereits so orientiert. Spaß haben sie aber trotzdeman diesemExperimentiertag. „Hier können wir mal selbst experimentieren. Das passiert in der Schule leider nicht oft“, erklärt die Schülerin Monique. Ihre Lehrerin, Vanessa Demirezen-Back, kann das nur bestätigen: „Hier können sie Dinge ausprobieren, die in der Schule nicht möglich sind – allein schon aus Zeitgründen. Es erweitert unser aktuelles Thema.“ Dafür sind sie an diesemTag vonmorgens bis nachmittags amForschungszentrum Jülich. Mit den Experimentiertagen für Schulklassen und Kursen wendet sich das Schülerlabor an Jungen und Mädchen von der vierten bis zur 13. Klasse. „Die Themen ergeben sich aus unseren Forschungsbereichen im Forschungszentrum“, erläutert Ina Keutmann, die das Schülerlabor in Jülich leitet. Es gibt also Themen aus den Bereichen Bioökonomie, Hirnforschung, Energie, Information und Klimaforschung – alles didaktisch aufbereitet und altersgerecht konzipiert. Grundschüler untersuchen beispielsweise den Boden und experimentieren mit Strom, die Mittelstufe macht eine Laborrallye oder kommt demNutzen und denGefahren der Radioaktivität auf die Spur. DieOberstufe erforscht dieTechnologie der Brennstoffzelle oder übt sich zum Beispiel im Simulationsrechnen. NatürlichmöchtedasForschungszentrum damit wissenschaftlichen Nachwuchs gewinnen. Durch einen eindrucksvollen Tag im JuLab fällt Schülerinnen und Schülern die Entscheidung für ein Studium in einemder sogenanntenMINT-Fächer möglicherweise leichter. „Im Idealfall begeistern wir, mindestens erreichen wir eine grundsätzliche Offenheit für Naturwissenschaften und Technik“, sagt Ina Keutmann. DurchKontaktemitWissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen eröffneten sich zudem Wege, von deren Existenz Kinder und Jugendliche gar nichts ahnen. „Wer weiß schon, was man studierenmuss, um später in der Hirnforschung zu arbeiten?Medizin haben hier jedenfalls die wenigsten studiert“, nennt die Leiterin des Schülerlabors ein Beispiel. Nicht nur richtig oder falsch Wissenschaft verstehen – auch daran ist dem JuLab in seiner Vermittlung gelegen. Und damit sind nicht gerade teils kompliziert beschriebene Erkenntnisse in einzelnen Forschungsdisziplinen gemeint. „In der Coronakrise haben wir das medial breiter wahrgenommen: Es gibt nicht nur richtig und falsch, verschiedenewissenschaftliche Ansätze und Antworten können richtig sein. Und wissenschaftliche Aussagen können sich verändern, wenn neue Erkenntnisse gewonnen wurden“, so Ina Keutmann. Es geht den JuLab-Leuten aber auch noch um etwas anderes: „Unsere Forschung hat gesellschaftliche Relevanz. Das wollen wir zeigen“, begründet Laborleiterin Ina Keutmann das Engagement des Forschungszentrums als außerschulischer Lernort. Und das gilt nicht nur für die Klima- und Energieforschung, die durchKlimakrise und Strukturwandel seit einiger Zeit in aller Munde ist. Zukunft, persönliche oder gesellschaftliche, hat viele Facetten. Im JuLab nehmen sie greifbare Formen an. Mit Experimentiertagen und Kursen speziell für Klasse vier bis 13 will das Forschungszentrum Jülich junge Menschen für Naturwissenschaften begeistern. Wir haben einmal vorbeigeschaut. Im Labor muss man genau arbeiten – auch das lernen Schülerinnen und Schüler im JuLab, wie auf dem oberen Foto Ceren (l.) und Jil von der Gesamtschule Niederzier-Merzenich. Laborleiter René Nork (Bild unten, r.) und Marcel Weckbecker (2.v.r.) haben immer einen guten Tipp parat. FOTOS: RAUKE BORNEFELD

6 Mittwoch, 26. Januar 2022 Stille Förderer imHintergrund VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHEN/DÜREN Tina ist Mitglied im Fußballverein, seit sie fünf Jahre alt ist. Sie kickt einfach gern. Und das tut sie seit nun mehr zehn Jahren. Der 14-jährigeTom spielt noch nicht ganz so lange in einer Laientheatergruppe mit. Angefangen hat er mit kleinen Rollen, mittlerweilewird er von derTheaterleitung als Seppel in„Räuber Hotzenplotz“ oder Pumuckl besetzt. Neben dem beständigen Verfolgen ihrer Leidenschaften – Fußballund Theaterspielen – übernehmen die beiden in ihren Vereinen weitere Aufgaben. Tina ist mittlerweile Co-Trainerin bei den Bambinis, ordnet den wuseligen Haufen, so gut es geht, bindet Schnürsenkel, tröstet bei schmerzhaften Zusammenstößen, bringt die Kleinenwieder zum Lachen, wenn der Gegner besser war. Jeden Dienstag ist sie pünktlich auf dem Platz, um Bälle, Trainingshütchen undMinitore bereitzustellen. Tom kümmert sich für die Theatergruppe um den Social-Media-Auftritt. Steht eine Aufführung an, lädt er das Plakat bei Instagram und Facebook hoch und wirbt für den Kartenvorverkauf. Schon von den Proben berichtet er regelmäßig, lichtet seine Kollegen undKolleginnen ab – in der Maske, beim körperlichen Einsatz auf der Bühne, bei der Cola danach. Seit er das tut, sind die Vorstellungen noch besser besucht, manchmal wird er von seinen Schulkameraden auf seinHobby angesprochen. Fragte man die beiden, warum sie das machen, lautete die Antwort wahrscheinlich: „Weil es Spaß macht.“ Doch die beiden Jugendlichen nehmen viel mehr mit als Spaß: Sie stärken ihre soziale Kompetenz, ihr Selbstvertrauenwächst, ebenso ihr Organisationstalent. Sie erleben, wie wichtig es ist, dass sie zuverlässig sind. Sie spüren, dass sich andere auf ihre Kompetenzen verlassen und diese wertschätzen. Tina und Tom sind keine realen Personen, ihre Beschreibung ausgedacht. Dennoch dürften sich einige junge Menschen darin wiederfinden. Ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens funktioniert nur deshalb, weil esMenschenwieTina und Tomgibt. Gäbe es zumBeispiel nicht eineVielzahl vonÜbungsleitern, die ihre freie Zeit auf dem Sportplatz, in der Sport- oder Schwimmhalle verbrächten, könnten die Mitglieder kaum so viele unterschiedliche Möglichkeiten imBreitensport kostengünstig nutzen. Der Landessportbund NRW zählt mehr als 4,92 Millionen Mitglieder in 17.900 Sportvereinen. 500.000 Menschen engagieren sich dort ehrenamtlich. Der ChorverbandNRW ist ein Zusammenschluss von 3000 Chörenmit 200.000Mitgliedern. Im Amateurtheaterverband NRW sind 170 Theatergruppen Mitglied. Und es sind nur drei von vielen Bereichen, in denen sich Menschen jeglichen Alters ehrenamtlich engagieren. Auch wenn sie das unentgeltlich tun – ohne Geld funktioniert kein Bereich des bürgerschaftlichen Engagements. Und hier kommen die Sparkassen ins Spiel. Ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells der Sparkassen ist es, den Zusammenhalt und die Gemeinschaft zu stärken und allen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Sparkassen sind die größten nichtkommunalen Sport- undKulturförderer in Deutschland. Die Sparkassen Aachen und Düren haben allein im Jahr 2020 fünf beziehungsweise 1,8Millionen Euro Fördergelder für Sport, Kultur, Jugend und Soziales in der StädteregionAachen und imKreis Düren bereitgestellt. Es war das Jahr, in dem vieleVereine durch die Corona-Pandemie zudem in finanzielle Not gerieten. Auch hier sprangen die Sparkassen in die Bresche und halfen. „Vereine und gemeinnützige Institutionen sind die Grundlage für ein funktionierendes gesellschaftliches Miteinander“, betont Norbert Laufs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Aachen. „Wir leisten hier gerne unseren Beitrag.“ UweWillner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Düren, ergänzt: „Wir stehen hinter den Vereinen, weil sie ein wichtiges Lernfeld für soziale Kompetenzen bieten. Davon profitieren am Ende alle.“ Ohne Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, wäre ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens nicht möglich. Aber es braucht auch Geld. Da kommen die Sparkassen ins Spiel. „Wir stehen hinter den Vereinen, weil sie ein wichtiges Lernfeld für soziale Kompetenzen bieten.“ UweWillner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Düren

7 Mittwoch, 26. Januar 2022 Immer amOrt des Geschehens VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHEN „Recherche ist äußerst wichtig, ohne geht es nicht.“ Das sagt Sonja Essers in der neuen Ausgabe derMedienstunde-Videos. Darin erklären Redakteurinnen und Redakteure des Medienhauses, wie das eigentlich so geht: Zeitung machen. Über das, was vor der Haustür der Leute passiert, berichten nur selten Tagesschau und heute journal. Auch die Nachrichtenagenturen dpa bis AFP vermelden kaumdie Probleme, die eine Baustelle auf einer Hauptverkehrsstraße in Heinsberg oder rasende Motorradfahrer in der Eifel verursachen. DieVersorgungmit Kita-Plätzen in der Stadt Düren ist für sie ebenso uninteressant wie ein umstrittenes Baugebiet in Eschweiler.Weil dieseNachrichten aus dem Westen eben nicht für alle Bewohner der Bundesrepublik wichtig sind. Für alle, die hier wohnen, sind solche Infos aber sehr wertvoll. Und deshalb haben die Lokalteile innerhalb von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten einen hohen Stellenwert. In ihnen finden die Leserinnen und Leser – egal ob im Print- oder Online-Angebot – Nachrichten aus Aachen, Düren, Geilenkirchen, Jülich, Heinsberg, Stolberg, Eschweiler, aus dem Nordkreis und der Eifel. Sichten, bewerten, aufbereiten Sonja Essers ist Lokalredakteurin im Medienhaus Aachen. Im Video beschreibt sie, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Während die Kolleginnen und Kollegen in der Mantelredaktion vor allemNachrichten vonNachrichtenagenturen sichten, bewerten und aufbereiten, weil sie schwerlich schnell selbst nachschauen können, welche Probleme der Vulkanausbruch auf der Insel La Palma bereitet oder ob sich die Anhänger des amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump gerade neu formieren, kann sie genau das tun: an den Ort des Geschehens gehen. Oft geplant, mal auch ganz spontan, je nachdem, was gerade passiert. „Spielt das Wetter verrückt, gehen wir raus und schauen nach“, gibt sie ein Beispiel. Also: Sind Bäume umgestürzt, gibt es wegen anhaltender DürreWaldbrandgefahr, tritt ein Fluss wegen anhaltender Regenfälle über das Ufer? Im Film ist Sonja Essers auf einer Baustelle zu sehen – zur Sicherheit natürlich mit einem Helm auf dem Kopf. Und man sieht sie am Telefon, denn viele Informationen werden„rantelefoniert“. ImInternet recherchiert sie natürlich auch. „Aber wenn man rausgehen kann, ist das immer besonders spannend“, sagt die Lokaljournalistin. Wer es aufregend findet, unter das Dach des Aachener Domes zu krabbeln, um sich vomDombaumeister die Schäden durch gefräßige Käferlarven anzuschauen, oder wer interessiert daran ist, dieUmsetzung des Aachener Radentscheids als Radler oder Radlerin selbst zu überprüfen, könnte sich jedenfalls in ihrem Beruf wohlfühlen. „Gern mit Menschen sprechen und neugierig sein – das sollte man mitbringen“, sagt Sonja Essers, wenn sie ihren Beruf umschreibt. Natürlich sind ihre Ausflüge kein Selbstzweck: Sie dienen der Recherche. „Und die ist die wichtige Vorarbeit, bevor man überhaupt einen Artikel schreiben kann“, meint Sonja Essers weiter. Und dafür braucht man neben Informationen von Experten und Statements von Kommunalpolitikern, die man auch schon mal telefonisch einholen kann, manchmal auch einen persönlichen Eindruck. Fragen über Fragen Wie groß sind die Schäden ein halbes Jahr nach der großen Flutkatastrophe noch? Haben die Kinder in der sanierten Schule genug Platz, wie die Stadt sagt?Wie fühlt sich eigentlich ein Kranfahrer, der hoch über der Stadt Stahlträger von rechts nach links transportiert und dabei millimetergenau arbeiten muss? Das sind nur drei Beispiele für Situationen, die Lokaljournalistinnen und -journalisten am liebsten selbst in Augenschein nehmen und so Informationen aus erster Hand sammeln. Erst nach der Recherche beginnt derTeil des Schreibens, verbunden mit der Bildauswahl und der Aufbereitung des Artikels für den Online-Auftritt und die Printausgabe von AZ und AN. Vor der eigenen Haustür Der Lohn ist – neben vielen spannenden Einblicken in das Leben vor der eigenenHaustür: „Amnächsten Tag kannman die Zeitung aufschlagen und sieht das Ergebnis seiner Arbeit vor sich. Darüber reden die Leute. Und vielleicht kann man sogar etwas bewegen“, erklärt Sonja Essers lächelnd. Mindestens erreichen sie und die vielen anderen Redakteure und Redakteurinnen aus den Lokalredaktionen, dass sich jeder gut informieren kann über das Geschehen vor der eigenen Nase. Warum nutzt eine Zeitung für die lokale Berichterstattung eigentlich keine Agenturen? Wie sieht der Alltag eines Journalisten aus? Wir erklären das in einem neuen Video. Recherchieren Multimedial aufbereiten Informieren Für dieMedienstundehaben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Medienhauses Aachen sechs Erklär-Videos aufgenommen, um Schülerinnen und Schülern den journalistischen Alltag zu erklären. Wie arbeitet eine Nachrichtenredaktion? Wie sieht es in der Druckerei aus? In den Videos geht es um die Onlineredaktion, das Videoteam, den Newsroom, den Umgang mit Fake News, den Zeitungsdruck und – als jüngsten Zuwachs – den Lokaljournalismus. Zu finden sind die Videos unter schule.az-an.de. Sechs Videos aus demMedienhaus UNGEWOHNTE EINBLICKE

8 Mittwoch, 26. Januar 2022 Schon früh etwas bewegen können Maren Idries und Lara Wagner absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Koordinationsstelle Jugendpartizipation im Bildungsbüro der Städteregion Aachen. VON RAUKE XENIA BORNEFELD AACHENKeine Lust, von der Schulbank direkt in denHörsaal zuwechseln.Daswar einwesentlicherGrund für Maren Idries, nach ihremAbitur erst einmal einen Freiwilligendienst anzutreten: „Ich wollte gern eine Pause zwischen Schule und Studium.“ Gelandet ist sie zusammenmit Lara Wagner in der Koordinationsstelle Jugendpartizipation (JuPa) im Bildungsbüro der Städteregion Aachen. Die beiden jungen Frauen absolvieren dort ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Politik. Interessiert hat sie diese besondere Ausprägung des FSJ, weil sie„gern mehr über Politik lernen“ wollten – und zwar nicht theoretisch, sondern ganz handfest. Und gleichzeitig wollten sie Altersgenossen motivieren, sich ebenfalls politisch zu interessieren. ImGrunde haben die beiden jungen Frauen den Auftrag, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihre Teilhabemöglichkeiten nahezubringen sowie jugendpolitischen Gremien der Städteregion organisatorisch behilflich zu sein und sie untereinander zu vernetzen. Unterstützt werden sie dabei von Dörthe Hofmann, die nach ihrem eigenen FSJ Politik in der JuPa dort als studentische Hilfskraft angefangen hat. „Ichwar vorher schon parteipolitisch aktiv, aber erst hier habe ich die ganze Bandbreite der politischen Arbeit jenseits von Parteien kennengelernt. Und erlebt, dass die eigene Meinung nicht allein dasMaß aller Dinge sein kann“, berichtet sie. Als wichtigste Aufgabe obliegt der JuPa dieUnterstützung der Bezirksschüler*innenvertretung (BSV). Doch wenn Wahlen anstehen – und das sind in Laras und Marens Monaten mit der Bundestagsund Landtagswahl gleich zwei schwergewichtige Urnengänge – geht es auch darum, Jugendliche der Region darüber zu informieren, Begegnungen mit Direktkandidatinnen und kandidaten zu ermöglichen und damit ihre Bereitschaft, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, zu fördern. Übrigens unabhängig vomAlter. Zur Bundestagswahl haben die drei bei der ersten U18Wahl in der Städteregion aus demStand 5000 Jugendliche unter 18 Jahren erreicht. „Fridays for Future hat öffentlichkeitswirksam bewiesen, dass Jugendliche gesellschaftspolitisch etwas bewegen können. Aber einflussreiche Partizipationsmöglichkeiten gibt es schon viel länger“, meint Dörthe Hofmann. „Die BSV schickt seit 2010 einen Vertreter oder eine Vertreterin in jeden Ausschuss des Städteregionstags, zwar ohne Stimmrecht, aber mit Redeund Antragsrecht.“ Und was bringt das den FSJlerinnen? Maren Idries hat schon drei Wochen nach FSJBeginn eine OnlineDiskussionmit allenDirektkandidaten der Städteregionmoderiert. Urnen mussten in der Städteregion verteilt, Auszählungen organisiert werden. Zusammen haben sie das Verfahren der Briefwahl erklärt – in einer Sprache, die Schülerinnen und Schüler verstehen. Sie bespielen die SozialenMedien und tüfteln an einem neuen Video über die Jugendbank. Sie beraten die BSV, organisieren städteregionale Tage für Schülervertretungen und suchen den Kontakt zu Schulen. „Es ist Projektmanagement oft unter hohem Zeitdruck. Zugleich stehen sie in regelmäßigem Kontakt mit Politikern und derVerwaltung. Da lernt man Konflikte auszuhalten und zugleich die Formzuwahren“, fasst die städteregionale Pressesprecherin, Barbara van Rey, zusammen. Zudem ist es Demokratiebildung pur. Ein realistischer Eindruck des Berufslebens, wie Lara Wagner findet, aber nichts, was die beiden abschreckt. „Wir können hier etwas bewegen“, sagt sie. Und Maren Idries meint: „Man bekommt hier das Vertrauen, dass wir es gut machen werden. Und man merkt, wie viele Möglichkeiten es gibt, gesellschaftlich gestalterisch zu wirken.“ Von der Schulbank nicht direkt in den Hörsaal: Maren Idries (links) und Lara Wagner (rechts) haben sich für ein FSJ Politik in der Koordinationsstelle Jugendpartizipation der Städteregion Aachen entschieden. Unterstützt werden sie von Dörthe Hofmann (Mitte). FOTO: FILIP CHIREA-HERMENEANU „Man bekommt hier das Vertrauen, dass wir es gut machenwerden. Undmanmerkt, wie vieleMöglichkeiten es gibt, gesellschaftlich gestalterisch zuwirken.“ Maren Idries, FSJlerin Die Idee, ein Jahr der Gesellschaft freiwillig zu dienen, hatte Hermann Dietzfelbinger, Rektor der Diakonissenanstalt Neuendettelsau und späterer Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, bereits 1954. Er hatte dabei vor allem die Diakonie als Einsatzfeld im Sinn, aber es gab schnell Nachahmer in der katholischen Kirche und in Verbänden der freienWohlfahrtspflege. Einen gesetzlich geregelten Freiwilligendienst in Deutschland können Menschen zwischen 16 und 27 Jahren seit 1964 ableisten. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) kam 2011 hinzu und ist auch Menschen über 27 Jahren zugänglich. Das „Gesetzzur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres“ von 1964 regelt bis heute die pädagogische Betreuung und soziale Absicherung der Freiwilligen sowie ihre Einsatzmöglichkeiten. Die meisten Einsatzstellen von FSJ und BFD finden sich im sozialen Bereich in Deutschland, dazu gehören Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Kinderheime, aber auch Kirchengemeinden und Jugendtreffs. Es gibt auch Freiwilligendienste im Ausland. Das FSJgibt es mittlerweile in verschiedenen Ausprägungen: Das FSJ Sport umfasst Einsatzstellen bei Sportvereinen, Sportinternaten, aber auch Kindergärten und Schulen. Ein FSJ Kultur kann man in Einrichtungen der Kultur (zumBeispiel Museen oder Archiven) absolvieren, das FSJ Politik in überparteilichen politischen Einrichtungen (zumBeispiel Jugendverbände, Gewerkschaften oder Gedenkstätten). Die Denkmalpflege organisiert in 16 Jugendbauhütten in 13 Bundesländern das FSJ Denkmalpflege. Zwei davon gibt es in Nordrhein-Westfalen. 1993wurdedas FÖJ – das Freiwillige Ökologische Jahr – ins Leben gerufen, in dem sich junge Menschen für Umwelt und Naturschutz engagieren. Heute gibt es nach Angaben des Fördervereins Ökologische Freiwilligendienste e.V. in ganz Deutschland mehr als 3000 FÖJ-Plätze bei etwa 50 Trägern. In ihrem Einsatzstellenfinder listet er 79 Stellen in Nordrhein-Westfalen auf, Träger ist bei allen der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Nebender persönlichen Entwicklung, einer beruflichen Orientierung und ersten praktischen Erfahrungen bringt ein FSJ und FÖJ zusätzliche handfeste Vorteile: Beide werden als praktischer Teil für die Fachhochschulreife anerkannt. Wer also nach Klasse 11 das Gymnasium oder nach Klasse 12 die Gesamtschule verlassen hat, kann nach zwölf Monaten FSJ oder FÖJ an einer Fachhochschule studieren. Viele Universitäten und Hochschulen erkennen einen Freiwilligendienst zudem als Wartezeit bei zulassungsbeschränkten Studiengängen, als (Vor-)Praktikum oder Anerkennungsjahr an. (xen) Schon seit 1964machen jungeMenschen zwischen 16 und 27 Jahren Freiwilligendienst HINTERGRUND

9 Mittwoch, 26. Januar 2022 Nichts für Schreibtischhocker VON RAUKE XENIA BORNEFELD NIDEGGEN Die schlammverkrusteten Gummistiefel unterm Fenster geben ein eindeutiges Bild: Wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Biologischen Station Kreis Düren absoviert, ist definitiv kein Schreibtischhocker. Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings haben imAugust angefangen und waren schon viel draußen unterwegs. ImSommer haben sie für das Projekt Eifelsaatgut regionale Blumensamen gesammelt, getrocknet, bestimmt und sortiert. Im Herbst kamen ein Teil der Samen dann wieder in die Erde – als Blühstreifen amAckerrand. Die Gummistiefel lassen grüßen. Die Obstbaum- und Insektenkartierungen haben sie ebenfalls unterstützt und auch einenBaumschneidekurs absolviert. „Das Beste kommt noch, wenn die Steinkäuze kartiert werden – die süßesten Eulen derWelt“, meint Conny Zimmermann, die in der Biologischen Station für dieVerwaltung und damit auch für die Betreuung der FÖJler zuständig ist. Wenn die FÖJler auch einiges am Computer zu erledigen haben, dominiert bei der Aufgabenliste die körperliche Arbeit im Freien: Rupfaktionen bei eingewanderten Arten wie dem Jakobskreuzkraut, Suche von Feuersalamandern in eiskalten, nassenWinternächten, Feuchtwiesenmähen, Krötenzäune aufstellen, Apfelsaft pressen mit Schulklassen, Kindergeburtstagen und anderen Gruppen, Kletterhaken entfernen und noch viel mehr. „Der Kopf wird freier, wenn man mehr tut als denken. In der Schule sitzt man nur. Schlafen kann ich jetzt richtig gut“, berichtet Paula Deuter, die eigentlich schon ein einjähriges Praktikum in einer Tierarztpraxis begonnen hatte, als die Zusage von der Biologischen Station kam. „Ich habe das Praktikum erst einmal verschoben, weil ich das FÖJ unbedingt machen wollte. Der ökologische Aspekt hat mich sehr gereizt.“ Etwas für die Natur, die Umwelt, dieWelt tun – das sind oft die Motivationsgründe für eine Bewerbung auf ein FÖJ. Seit das Bewusstsein für die Klimakrise besonders bei jungen Menschen enorm gestiegen ist, ist auch die Nachfrage nach einem FÖJ in der Biologischen Station in Nideggen gewachsen. „Hier sehen die jungen Leute direkt, was ein Einsatz für die Natur bewirkt“, wundert das Conny Zimmermann kein bisschen. Trotzdem ist das FÖJ im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) vergleichsweise unbekannt, obwohl es bereits seit 1993 existiert. „Dabei nehmen die jungen Leute hier sehr viel mehr mit als neuesWissen über Bäume, Blumen und Insekten“, sagt Conny Zimmermann. „In der körperlichen Arbeit können sie zu sich kommen und entwickeln plötzlich ganz neue Ideen für ihre Zukunft.“ Das persönliche Coaching in den Seminaren und dieMöglichkeit, Berufspraktika einzuschieben, helfe ebenfalls bei der Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem würde die Biologische Station ohne die FÖJler hier nicht viel schaffen, sie seien enormwichtig für ihre Arbeit. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und öffnet Kapazitäten für eigene Projektideen. „Ich sage ihnen zuBeginn immer: Ihr sollt hier leben lernen. Und das tun sie“, so Conny Zimmermann. Wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, ist viel draußen unterwegs. Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings helfen seit August in der Biologischen Station Kreis Düren. Viel frische Luft: Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings (von rechts) absolvieren gerade ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Biologischen Station in Nideggen. FOTOS: BIOLOGISCHE STATION KREIS DÜREN/ALEXANDRA SCHIEWELING Durch die Arbeit der Biologischen Station Düren hat sich die Steinkauzpopulation im Einzugsgebiet der Station zur größten in Deutschland entwickelt. Die FÖJler sind maßgeblich daran beteiligt. „Der Kopf wird freier, wennmanmehr tut als denken. In der Schule sitzt man nur. Schlafen kann ich jetzt richtig gut.“ Paula Deuter, FÖJlerin „Hier sehen die jungen Leute direkt, was ein Einsatz für die Natur bewirkt.“ Conny Zimmermann, Verwaltung Biologische Station Kreis Düren

10 Mittwoch, 26. Januar 2022 STOLBERGKaufmann für Digitalisierungsmanagement: Ein ganz schön sperriger Begriff. Doch es ist mehr als nur ein neuer Name für die frühere Ausbildung zur Informatikauffrau bzw. zum Informatikkaufmann. Das wissen auch Rebecca Vetter und Ingo Malejka von der EWV Energie- undWasser-Versorgung GmbH. Dort startet jetzt eine Ausbildungsstelle für diesen Beruf. „Warum? Ganz einfach: Digital ist normal. Jeder ist dauernd online. Die Arbeitmit Laptop, Tablet undCo. ist Teil unseres Lebens. Und gerade die Corona-Pandemie hat bei der täglichen Bildschirmzeit nochmal eine ordentliche Schippe draufgelegt“, weiß EWV-Ausbilder Ingo Malejka. Das gilt natürlich auch fürVersorgungsunternehmen wie die EWV. „Nicht nur Kundinnen und Kunden nehmen digital Kontakt mit uns auf, treffen uns virtuell. Auch die Ausbildung läuft digital ab“, weiß er. Hinzu kommt, dass der klassische Weg ins Firmengebäude immer öfter durch digitale Lösungen ergänzt wird. „Der Arbeitsalltag zeigt uns: Digitalisierung ist längst kein Schlagwort mehr. Eher ein Oberbegriff“, weiß Malejka. Papier istmehr undmehr passé. Die Arbeitswelt wird immer digitaler. Da ergibt es Sinn, dass sich jemand hauptsächlich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt. Passende IT-Lösungen entwickeln, den passenden Support liefern, das Firmencontrolling unterstützen, fit sein bei IT-Sicherheit, Datenschutz oder Vertragsgestaltung sind wichtige Aufgaben der Kaufleute für Digitalisierungsmanagement. Die EWV hat als regionaler Energieversorger und Dienstleister in all diesen Bereichen Schnittstellen. „Auch darum haben wir diese Ausbildungsstelle fürs Digitalisierungsmanagement geschaffen. Denn wir bilden für den eigenenBedarf aus“, beschreibt Malejka die Grundlage. Zwei Säulen gehören zum Ausbildungsprogramm: Der kaufmännische Teil, den Ingo Malejka seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten betreut. Den anderenTeil steuert die EWV-eigene IT bei. Hier kommt Rebecca Vetter ins Spiel. Sie ist eine erfahrene Expertin für IT-Anwendungen. ImEWV-eigenen Anforderungsmanagement arbeitet sie täglich mit internen Kunden. „Da kommen Anrufe rein oder Anfragen per Mail. Und da die Problemstellung nicht immer gleich klar ist, müssen wir viele Fragen stellen. Undwirmüssen die passenden Antworten und Ansprechpartner kennen. Dann versuchen wir schnell zu helfen, damit alles möglichst reibungslos läuft. Auch das werden unsere künftigen Fachleute für Digitalisierungsmanagement lernen“, sagt sie. Rebecca Vetter ist auch Ausbildungsbeauftragte ihres Teams. Sie weiß, was junge Menschen für eine solide Ausbildung brauchen: „Eine gute mittlere Reife oder Fachoberschulreife, Interesse an Zahlen und IT sind die Basis. Viel Eigeninitiative und die Fähigkeit, gleichzeitigTeamplayer sein, sind auch gefragt.“ Sie freut sich darauf, mit dem Unternehmensnachwuchs auf die Reise zu gehen. „Das ist spannend: Ein neuer Ausbildungsberuf und neue Möglichkeiten, unsere künftigen Fachleute für Digitalisierung selbst auszubilden.“ Noch ein Ausbildungsplatz frei Aktuell gibt es einen freien Ausbildungsplatz im Bereich Digitalisierungsmanagement. „Da es sich hierbei um einen sehr vielfältigen Beruf handelt, der IT-Know-how und kaufmännisches Fachwissen beinhaltet, ist das mögliche Aufgabenspektrum nach dem Abschluss sehr groß. Ob im Vertrieb, bei den Kaufleuten, im IT-Support oder imstrategischen Bereich: Es gibt viele Tätigkeitsbereiche für fertige Kaufleute für Digitalisierungsmanagement“, betont Ingo Malejka. „Wer sich eher im direkten IT-Support sieht, kann dort anfangen. Wenn jemand den Schwerpunkt im kaufmännischen Bereich, als Datenspezialist imVertrieb oder anderen Abteilungen sieht: Auch kein Problem.Wir haben viele interessante Ansätze. Denn Digitalisierungsmanagement ist viel mehr als nur ein bisschen Klickerei, sondern ein Beruf mit Zukunft. Auch für uns, denn wir gehen mit den Azubis neue Wege und lernen im Miteinander“, ergänzt er. (ewv) Interesse an Zahlen und amDigitalen Die EWV Energie- und Wasser-Versorgung GmbH bildet junge Leute zur Kauffrau und zum Kaufmann für Digitalisierungsmanagement aus. Ein spannender Beruf mit neuen Aufgaben. FOTO: TIERNEY/STOCK.ADOBE.COM „Eine gutemittlere Reife oder Fachoberschulreife, Interesse an Zahlen und IT sind die Basis. Viel Eigeninitiative und die Fähigkeit, gleichzeitig Teamplayer sein, sind auch gefragt.“ Rebecca Vetter, Ausbildungsbeauftragte Ingo Malejka und Rebecca Vetter sind die Ausbildungsbeauftragten der EWV. FOTOS: EWV „Da es sich hierbei um einen sehr vielfältigen Beruf handelt, der IT-Know-howund kaufmännisches Fachwissen beinhaltet, ist dasmögliche Aufgabenspektrumnach dem Abschluss sehr groß. Ob imVertrieb, bei den Kaufleuten, im IT-Support oder imstrategischen Bereich: Es gibt viele Tätigkeitsbereiche für fertige Kaufleute für Digitalisierungsmanagement.“ IngoMalejka, Ausbildungsbeauftragter

Weil’s um mehr als Geld geht. Seit unserer Gründung prägt ein Prinzip unser Handeln: Wir machen uns stark für das, was wirklich zählt. Für eine Gesellschaft mit Chancen für alle. Für eine ressourcenschonende Zukunft. Für die Regionen, in denen wir zu Hause sind. Mehr auf sparkasse.de/mehralsgeld Zuversicht Fortschritt Miteinander Chancen Freiraum Stabilität Sparkasse

12 Mittwoch, 26. Januar 2022 Gendern wirkt und nervt VON MADELEINE GULLERT Liebe Schülerin, lieber Schüler, unterhalten wir uns übers Gendern! Und falls Ihr es nicht bemerkt habt: Der erste Satz war schon gegendert, weil alle, Frauen und Männer, angesprochen wurden. Tat gar nicht weh, oder? „Wie adressiere ich Personen, wenn ichmöglichst ohne Diskriminierung sprechen möchte?“ Das ist für SprachwissenschaftlerinGabrieleDiewald die Hauptfrage beim Gendern. Bereits in den 60er Jahren setzten sich Frauenrechtlerinnen dafür ein, dass Sprache auch Frauen sichtbar machen sollte. „Frauen sollten nicht immer nur mitgemeint sein“, erklärt Diewald, Professorin für Germanistische Linguistik an der Leibniz Universität Hannover. Was istdasgenerischeMaskulinum? Das „Problem“ im Deutschen ist das generische Maskulinum, also die geschlechtsübergreifende Verwendung eines maskulinenWortes wie „der Arzt“ oder „die Ärzte“ für alleMenschen, die diesenBeruf ausüben. Verfechter des generischen Maskulinums betonen, man dürfe das grammatische Geschlecht nicht mit dem biologischen Geschlecht verwechseln. Das ist aber nicht so einfach. Eine allgemeingültige Wahrheit darüber existiert nicht, betont Sabine Krome, Forscherin am LeibnizInstitut für Deutsche Sprache und Leiterin der Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung. Wenn jemand sage: „Ich gehe zum Bäcker“, dann sei das generische Maskulinum problemlos nutzbar, weil es mehr über den Ort und den Beruf des Menschen etwas aussage als über seinGeschlecht.Wennman aber sage: „Sie ist Bäcker“, dann sei das generische Maskulinumnicht mehr präzise, obwohl grammatikalisch richtig. Studien zeigen, dass mit dem grammatikalischen Geschlecht das biologische Geschlecht assoziiert wird. „Unser Gehirn spielt uns einen Streich“, sagt Friederike Sittler, Vorsitzende des Journalistinnenbunds, der das Projekt „Genderleicht“ ins Leben gerufen hat mit Tipps zur genderneutralen oder gerechten Sprache. Wenn bei einem Kongress 99 Ärztinnen und ein Arzt anwesend seien, heißt es imgenerischenMaskulinumdennoch: Es kamen 100 Ärzte. In derVorstellung der Lesenden seien das meist 100 Männer. Mehrheit lehnt Gendern ab Das Gendern soll die Sprache gerechter machen. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen lehnen es allerdings ab. Das ergab eine Befragung von Infratest Dimap für die „Welt amSonntag“ imMai 2021. Im Jahr davor lag die Ablehnung bei nur 56 Prozent. Gendern ist nicht gleichGendern. Vielmehr lassen sich zwei übergeordnete Ansätze unterscheiden: Das Ziel der geschlechtergerechten Sprache ist es, alle biologischen Geschlechter in der Sprache sichtbar zu machen. Im Gegensatz dazu setzt der Ansatz der geschlechtsneutralen Sprache darauf, Geschlechter überhaupt nicht erkennbar werden zu lassen. Die Beidnennung Die wohl älteste Form, die längst weit verbreitet ist, ist die sogenannte Beidnennung. Also das Nennen beider Geschlechter. „Alle Schülerinnen und Schüler lernen fleißig.“ Sie hat denVorteil, dass sie der Rechtschreibung entspricht. Ein stilistischer Nachteil ist, dass die Formulierung sehr lang wird. Kritiker monieren auch, dass Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich sehen, bei dieser Form nicht mitgemeint seien. Von Sternchen und Doppelpunkten Formen, die mit Auslassung arbeiten, sind der Genderstern, der GenderGap (Unterstrich) und der Doppelpunkt. Also imSingular: Leser*in, Leser_in oder eben Leser:in. ImPlural: Leser*innen, Leser_innen oder eben Leser:innen. Diese Formen sollen alle Geschlechter sichtbar machen. Neben den Auslassformen gibt es noch das BinnenI, das allerdings schon als veraltet gilt und nur zwei Geschlechter sichtbar macht (LeserIn). Gleiches gilt für das Splitting: ein/e Leser/in. Ein Problem haben alle Auslassformen: Sie entsprechen nicht der aktuell geltendenRechtschreibung. „Wenn man es mit dem Gendern ernst meint und durchzieht, müsste es dann ,Bürger*innenmeister*innenkandidat*innen’ heißen“, gibt Krome zu bedenken. Auch grammatikalisch gibt es mit den Auslassungsformen Probleme. Partizipien und Umschreibungen Geschlechtsneutrales Gendern funktioniert mit umschreibenden oder grammatikalisch neutralen Formen oder Partizipien: Also statt „Der Minister hat beschlossen ...“ einfach „Das Ministerium hat beschlossen ...“. Aus den Studenten werden die Studierenden. Vielleicht ist eines der größten Probleme, dass Gendern anstrengend ist. Wer gendergerecht oder genderneutral schreiben oder reden will, muss nachdenken. „Außerdem erfordert es ein hohes Maß an Sprachkompetenz, um intelligent und elegant zu formulieren“, sagt Krome. Man dürfe nichts mehr sagen, glaubt die Hälfte der Deutschen. SprachwissenschaftlerinDiewald irritiert diese Sorge. Niemand könne undwerdeMenschen vorschreiben, wie sie privat sprechen sollen. Gegendert werden sollte ihrerMeinung nach in öffentlichen Dokumenten, die signalisieren müssen, dass Gleichstellungwichtig ist, etwa Stellenanzeigen. Insgesamt sei es dringend erforderlich, sich ein wenig lockerer zu machen und mit Sprache auch zu spielen. „Es scheint so, dass jemand, der gendert, eine politische Richtung hat. DieseVerknüpfung sollte es aber nicht geben.“ Alle Menschen sollen angesprochen werden. Aber wie? Über Gründe, Formen und Probleme der geschlechtergerechten und der geschlechtsneutralen Sprache. „Wennman esmit dem Gendern ernst meint und durchzieht, müsste es dann ,Bürger*innenmeister*innenkandidat*innen’ heißen.“ Sabine Krome, Deutscher Rechtschreibrat

13 Mittwoch, 26. Januar 2022 Schnappschüsse 2021 Die Medienstunde war im ersten Projektzeitraum unterwegs in den Schulen der Region. Dort wurde f leißig mit „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“ gearbeitet. Die Klasse 4a der KGS Kornelimünster in Aachen mit Klassenlehrerin Gudrun Brandt. Die Medienstunde zu Besuch in der KGS St. Andreas Baesweiler. Die Giraffenklasse der Grengrachtschule in Baesweiler mit Klassenlehrerin Julia Barlage. Die Klasse 4b der KGS Kornelimünster in Aachen mit Klassenlehrerin Ellen Teschner. Die Fuchsklasse der Grengrachtschule in Baesweiler mit Klassenlehrerin Petra Winkler. Die Eulenklasse der Grengrachtschule in Baesweiler mit Klassenlehrerin Silke Franken. Die Schülerzeitungsredaktion der Grundschule am Lousberg mit Lehrerin Daniela Stadermann. Die Eulenklasse der Grengrachtschule am Standort Goetheschule in Baesweiler mit Klassenlehrerin Wieteke Kannmacher. Die Klasse 8a des Gymnasiums St. Leonhard empfängt die Medienstunde.

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