FuPa.net westrhein | Saison 2022/2023

9 Ein paar „Wehwehchen“ bremsen den Dauerbrenner Nils Schütte nicht aus Der Innenverteidiger hat in der vergangenen Saison keine Spielminute für den VfL Vichttal verpasst. Wäre es in seiner Karriere ein wenig anders gelaufen, würde er jetzt vielleicht in England spielen. Verpasste in der vergangenen Saison keine Spielminute: Nils Schütte. Foto: Benjamin Jansen Von Benjamin Jansen Sollte man im Duden das Wort „Dauerbrenner“ nachschlagen, es wäre keine Überraschung, wenn ein Hinweis auf Nils Schütte erscheinen würde. Denn der groß gewachsene Innenverteidiger des VfL Vichttal hat in der vergangenen Saison nicht eine Minute in der Fußball-Mittelrheinliga verpasst. In allen 34 Spielen stand Schütte auf dem Platz, wenn der Anpfiff ertönte. Und er verließ ihn erst, wenn die Schiedsrichter sie wieder beendeten – sieht man vom Gang in die Kabine zur Pause einmal ab. Er verrichtete nicht nur seine Arbeit in der Defensive überaus erfolgreich, er trug sich auch noch sechs Mal in die Torschützenliste ein, was ihn nebenbei zum viertgefährlichsten Spieler seiner Mannschaft machte; eine durchaus bemerkenswerte Statistik für einen Verteidiger. „Kein Kopfballungeheuer“ Dass der Zwei-Meter-Hüne seine Tore nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Fuß erzielte, ist ebenfalls mehr als eine Randnotiz. Es spricht für seine fußballerischen Fähigkeiten, zur Wahrheit gehört aber auch, dass „ich trotz meiner Größe kein Kopfballungeheuer bin“, räumt der 22-Jährige ein, der auch drei Jahre für den Nachwuchs von Bayer Leverkusen spielte. „Da ist sicherlich noch mehr drin.“ Sein Trainer sieht ebenfalls noch Potenzial bei seinem Schützling, Andi Avramovic bescheinigt ihm aber schon jetzt, „dass Nils ein sehr fleißiger Spieler ist, der Woche für Woche das Ziel hat, mit maximaler Leistung zu helfen“. Die Karriere des Vichttaler Dauerbrenners hätte anders verlaufen können, wenn zwei Schicksalsschläge nicht für eine Kurskorrektur gesorgt hätten. Im Sommer 2018 legte den damaligen Jugendspieler von Alemannia Aachen eine „Magengeschichte“ ausgerechnet zu dem Zeitpunkt flach, als er ein Probetraining beim abgestiegenen englischen Zweitligisten FC Barnsley absolvieren durfte, der damals vom ehemaligen Bundesligaprofi Daniel Stendel trainiert wurde. Für die U23 des Clubs war Schütte angereist, aber auch die Profis suchten einen jungen Innenverteidiger mit Gardemaß. Schütte konnte nach seinem Krankenhausaufenthalt aber erst mit Verspätung anreisen und erhielt nur zwei Tage Zeit, sich zu empfehlen. „Das war leider nicht genug“, bedauert der gebürtige Stolberger. „Das war bislang die größte Chance meines Lebens.“ Eine weitere durchaus lukrative Möglichkeit ergab sich gut ein Jahr später: Nach einer guten Saison des starken 2000er-Jahrgangs der Alemannia in der A-Junioren-Bundesliga erhielt er eine Einladung des Hamburger SV und von Holstein Kiel; für die U23 beider Nordclubs sollte er vorspielen. In der Woche vor dem Probetraining zog er sich aber eine Sprunggelenksverletzung zu. Die hatte gravierende Auswirkungen, denn auch seine Zusage, ein duales Studium zum Polizeikommissar aufzunehmen, stand auf der Kippe. Studium aufgenommen „Von einem auf den anderen Tag ist mein ganzes Kartenhaus zusammengebrochen“, sagte Schütte. Zwei Operationen später musste er eine Entscheidung treffen. Nachdem ihm ein Arzt schriftlich bestätigt hatte, dass keine Langzeitfolgen zurückbleiben, nahm er sein Studium auf – und gab seinem Heimatverein VfL Vichttal die Zusage, künftig in der Mittelrheinliga die Schuhe zu schnüren. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. „Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft und ein super Trainerteam“, schwärmt Schütte, der mit einigen ehemaligen Alemannia-Vereinskollegen am Dörenberg zusammenspielt, denen auch keine Perspektive am Tivoli aufgezeigt wurde. Ein „paar Wehwehchen“ habe er im Laufe der Saison gehabt, „das schon“, räumt Schütte ein. „Aber nichts Gravierendes.“ Ausbremsen lassen hat sich der Dauerbrenner davon jedoch nicht. Ohnehin hat er da schon ganz andere Dinge erlebt.

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