FuPa.net westrhein | Saison 2022/2023

68 Die „neue Herausforderung“ Von Benjamin Jansen Natürlich weiß Christian Kreutzer, wie es sich anfühlt, Tore zu schießen. Aber wirklich oft ist das in seiner langen Karriere nicht vorgekommen. Das ist keine Überraschung, denn Kreutzer ist als Innenverteidiger ja hauptsächlich dafür verantwortlich, keine Tore zuzulassen. In einem Testspiel gegen FV Bonn-Endenich gelang dem 34-Jährigen aber ein ziemlich spektakulärer Treffer, per Fallrückzieher erzielte er das zwischenzeitliche 2:0 für Borussia Freialdenhoven. „Dass ich so ein Tor schieße, kommt ungefähr so oft vor wie eine Sonnenfinsternis“, sagt Kreutzer und lacht. Es sei „das schönste Tor“ seiner Karriere gewesen, „aber wirklich viele Vergleichsmöglichkeiten habe ich nicht“. Ein zweiter Treffer kam beim 8:0-Sieg seiner Mannschaft gegen den Landesligisten hinzu, ein direkt verwandelter Freistoß aus 25 Metern, ebenfalls sehr sehenswert. „Hätte ich auch noch den Elfmeter geschossen, hätte es ein Hattrick werden können.“ Den hatte allerdings sein Teamkollege Niklas Koppitz ausgeführt – und verschossen. Im Juni spielte Kreutzer ein letztes Mal für Borussia Freialdenhoven in der Mittelrheinliga, im Juli nahm der 34-Jährige eine „neue Herausforderung“ an. Und die sieht vor, dass er künftig nicht nur auf dem Feld steht, sondern auch an der Seitenlinie: Beim Bezirksligisten Alemannia Mariadorf ist Kreutzer als spielender Co-Trainer im Einsatz. Ein ehemaliger Teamkollege ist jetzt sein Chef. Sebastian Wirtz, der seine Spielerkarriere Anfang Oktober des vergangenen Jahres in Freialdenhoven beendete und seitdem im Alsdorfer Südpark als Übungsleiter im Einsatz ist, überzeugte den erfahrenen Abwehrspieler, weiterzuspielen und gleichzeitig in den Job des Co-Trainers „hineinzuschnuppern“. „Ich möchte herausfinden, ob das etwas für mich ist“, sagt Kreutzer, der einen Einjahresvertrag in Mariadorf unterschrieben hat. Für Wirtz eine „Win-win-Situation – in allen Belangen“. Die Konstellation als spielender Co-Trainer sei wie „für Chris gemacht“, ist sein neuer Vorgesetzter überzeugt. „Er wird uns mit seiner jahrelangen Erfahrung auf und neben dem Platz sehr weiterhelfen.“ Kontakt schon im Dezember Schon im Dezember 2021 kontaktierte Wirtz den langjährigen Borussia-Kapitän. Auch, weil beide im Laufe der gemeinsamen Jahre Freunde geworden sind, aber vor allem, um ihm das Angebot schmackhaft zu machen. „Chris weiß, wie ich über Fußball denke und wie ich als Mensch ticke“, sagt Wirtz, der seinen Vertrag bei der Land-Alemannia vorzeitig verlängert hatte. „Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Das ist bei Chris genauso.“ Die Entscheidung, keine 13. Saison bei Borussia Freialdenhoven folgen zu lassen, sei ihm allerdings alles andere als leicht gefallen, betont Kreutzer. Es sei vielmehr ein „schwerer Schritt“ gewesen, weil der Verein „fußballerisch, aber auch menschlich sehr wertvoll für mich ist“, sagt der Aachener. „Ich wollte aber nicht den richtigen Zeitpunkt für meinen Abschied verpassen. Die Leute sollen sagen: Der Kreutzer war ein guter Spieler, der jahrelang seine Leistung gebracht und viel für den Verein getan hat. Es ist schade, dass er weg ist.“ Das Angebot zur Vertragsverlängerung hatte der 34-Jährige deshalb schweren Herzens ausgeschlagen. Sein nun vormaliger Trainer bedauert den Abschied des Leistungsträgers, der – unterbrochen von zwei Jahren bei Hertha Walheim – seit der Saison 2008/2009 für die Borussia am Ball war. „Aufgrund seiner Zweikampfstärke und seiner körperlichen Präsenz ist es schade, dass wir ihn verlieren“, sagt Kevin Kruth. „Aber ich respektiere seine Entscheidung. Mir gibt es die Gelegenheit, etwas Neues auf dieser Position zu machen.“ Etwas Neues macht nun auch Kreuzer. Der Innenverteidiger, der in der vergangenen Saison einige Spiele aufgrund einer „unerklärlichen Oberschenkelverletzung“ verpasste und in der Hinrunde „nur“ auf neun Spiele gekommen war, will in Mariadorf künftig als Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft agieren. Und seinen Mitspielern vieles von dem weitergeben, was er im Laufe seiner eindrucksvollen Karriere gelernt hat. Einiges davon hat ihm sein „Schmiedemeister“ beigebracht. Eine Bezeichnung, die sich Freialdenhovens Langzeittrainer Winnie Hannes selbst in Bezug auf Kreutzer gegeben hatte. „Er hat gesagt, dass er mich so geformt hat, dass ich so gespielt habe, wie er es früher gemacht hat“, sagt sein gelehriger Schüler mit einem Schmunzeln. Traumtore gegen Landesligisten zählten bislang allerdings nicht zu seinem Repertoire. Sollten welche in der Bezirksliga hinzukommen – Alemannia Mariadorf ist aus der Landesliga abgestiegen –, Kreutzer hätte sicherlich nichts dagegen. Der langjährige Kapitän Christian Kreutzer hat Borussia Freialdenhoven schweren Herzens verlassen, freut sich aber nun auf seine Aufgabe als spielender Co-Trainer bei Alemannia Mariadorf. Trägt dieses Trikot nicht mehr: Christian Kreutzer ist von Freialdenhoven zu Alemannia Mariadorf gewechselt. Foto: M. Heyne

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